Donnerstag, 21. Juli 2011

10 Jahre nach G8-Protesten in Genua: "Man wollte uns erledigen"

Genua war der Höhepunkt der globalisierungskritischen Bewegung. Der damalige Sprecher des Sozialforums Vittorio Agnoletto über das, was passiert ist und die Folgen.

Der bei den Protesten erschossene Carlo Giuliani.  Bild:  reuters

Der bei den Protesten erschossene Carlo Giuliani. Photo: reuters

taz: Herr Agnoletto, Sie haben gerade mit dem Journalisten Lorenzo Guadagnucci das Buch "L'eclisse della democrazia" ("Die Sonnenfinsternis der Demokratie") publiziert. Was geschah vor zehn Jahren in Genua?

Vittorio Agnoletto: Sämtliche Rechte und Garantien, die moderne demokratische Staaten auszeichnen, wurden komplett aufgehoben. Die Sicherheitskräfte und der Staat agierten, als wären sie in einem rechtsfreien Raum. Alles wurde weggewischt. Selbst elementare Dinge wie der Eid des Hippokrates galten nicht mehr.

Ein Beispiel?

Nach dem Sturm auf die Diaz-Schule ließ die Polizei die Ärzte nicht zu den Verletzten. In der Haftanstalt Bolzaneto beteiligten sich Polizeiärzte sogar an der Misshandlung von Gefangenen. Auch das Recht der Rechtsanwälte, Festgenommene aufzusuchen und zu vertreten, wurde nicht respektiert. Das staatliche Agieren bestand allein in der Anwendung von Gewalt, organisiert im Zusammenspiel zwischen den operativ und den politisch Verantwortlichen. Es herrschte das Gesetz des Dschungels. Dies ist die "Sonnenfinsternis der Demokratie".

Weiterlesen...