Samstag, 13. August 2011

Wann wird die andere Mauer abgerissen?

Die deutschen Medien sind Heute voll von Artikeln über "50 Jahre Mauerbau". Am 13. August 1961 wurde mit dem Bau der Mauer begonnen, die bis zum 9. November 1989 Berlin und Ost- und Westdeutschland trennte. Um 10:00 Uhr findet eine Gedenkfeier statt, an der Wulf, Merkel und ander Politiker teilnehmen und mit einer Schweigeminute soll um 12:00 Uhr an die Opfer gedacht werden, die den Todesstreifen überwinden wollten und durch den Schiessbefehl getötet wurden.

Während die Deutschen über den Mauerfall froh sind, schauen die Palästinenser zu, wie ihre "Schandmauer" immer grösser und länger wird, die ihr Land teilt. Darüber wird praktisch nichts berichtet.

Meine persönlichen Erlebnisse bleiben mir gut in Erinnerung, denn ich war von 1972 an oft in Westberlin, hatte gute Freunde dort, bin über Check-Point Charley in den Osten rüber und hab gesehen wie schmerzhaft für die Menschen eine getrennte Stadt sein kann. Erlebte die Kontrollen, sah die Panzersperren und den Stacheldraht. Wärend auf dem Ku'damm Verkehrschaos herrschte, konnte man auf der Karl-Marx-Allee Fussball spielen, so wenig Autos fuhren dort. Der Unterschied zwischen der Welt des Kadewe und des real existierenden Sozialismus mit leeren Geschäften konnte nicht grösser sein.

Als dann die Mauer sich im November 1989 öffnete, die Menschen in Strömen „rüber“ kamen und sich überglücklich in die Arme fielen, war ich auch voller Emotionen. Mein Bruder und ich nahmen den nächsten Flieger von Zürich nach Berlin und wir waren mitten drin im Geschehen, sahen die unglaubliche Veränderung, an die keiner nur Wochen vorher geglaubt hatte. Ja, ein Stück der Mauer hab ich auch mitgenommen, dieser Betonbarriere, die solange als Symbol der menschenfeindlichen Diktatur dastand. Die Freude war gross.




Nur jetzt, für mich und für viele Menschen im Nahen Osten und überall auf der Welt, ist der heutige Tag auch mit dem schmerzlichen Gedanken verbunden, es gibt eine andere Mauer die niedergerissen werden muss. Der überhohe Betonwall und Stacheldrahtzaun der quer durch Westjordanland geht, der genau wie damals Berlin und Deutschland aufteilte, jetzt quer durch Palästina verläuft, Familien, Dörfer und Städte trennt und sie von der Aussenwelt aussperrt.

Die Vorsitzende der "Christlich" Demokratischen Union (CDU), die sich als christlich-sozial ausgibt, gedenkt heute des Mauerbaus und schwingt Reden über wie schrecklich sie war. Nur, wenn Maria und Josef, sowie die heiligen drei Könige, heute nach Bethlehem wollten, sie kämen gar nicht rein, die Stadt ist durch eine 8 Meter hohe Mauer umgeben, die schweren Stahltore sind geschlossen und von den Wachtürmen wird jede Bewegung beobachtet und auch daraus auf Menschen geschossen.

Was mit einer grossen Veranstaltung in Berlin heute gedacht und gefeiert wird, der Bau, die Öffnung und das Verschwinden der Mauer, von dem können die Palästinenser nur träumen. Sie erleben jetzt in diesem Augenblick die unmenschlichen Konsequenzen der Trennung, fürchten sich vor dem Todesstreifen und leben eingemauert in einem grossen Gefängnis. Nur, haben die Palästinenser nicht genau so das Recht in einem ungeteilten Land zu leben, genau wie die Deutschen?